Geschrieben von Klaus Candussi
Die einzige Konstante im Leben ist der Wandel
Wie das Social Business capito versucht, nötige Veränderung nicht zu erleiden, sondern zu gestalten.
„capito geht es gut. Wenn wir so weiter machen, gibt es uns in ein paar Jahren nicht mehr.“ Dieses scheinbare Paradoxon galt für capito schon in der durchaus bewegten Gründungsphase. So günstig die Sterne am Starthimmel auch standen, so fein der Rückenwind externer Begleit-Faktoren die Segel auch füllte, das warnende Mantra gehörte damals und gehört heute zu den wichtigsten Werkzeugen in der capito Navigations-Toolbox.
Objektiv gesehen war der Bedarf an capito gegeben. Bloß, wusste das auch die capito Kundschaft? Und wäre der Markt, den es – kritisch betrachtet – außerhalb der Vorstellungswelt des capito Gründungs-Teams noch gar nicht gab, bereit, für die Deckung dieses Bedarfs auch adäquat zu bezahlen? Einer fachlichen Beurteilung konnten die Methode und Leistungen von capito standhalten. Was aber, wenn der Markt auch mit einem Billig-Angebot zufrieden wäre? Und: Würden die Käuferinnen und Käufer von heute auch jene von morgen sein? Bei geänderter Großwetterlage?
Anpassungen an diverse Rahmenbedingungen gehören zum erfolgreichen Wirtschaften ebenso dazu wie deren Gegenteil, wie Durchhaltevermögen und Standhaftigkeit auch bei Schlechtwetter. Zu erkennen, was davon in der jeweiligen Situation Tugend und was Tollerei ist, gehört zu den Standardaufgaben in der Führung von Unternehmen.
Franchising tickt hier nicht anders. Hier fällt diese Aufgabe vorrangig in den Verantwortungsbereich der Franchisegeberin. In einem Punkt aber unterscheidet sich die Navigationsaufgabe fundamental von traditionellen Wirtschaftsbetrieben. Franchisegeberinnen und -geber steuern keine Galeere, nicht einmal einen klassischen Flottenverband per Kommando von oben. Wollen sie den franchise-immanenten Vorteil der Schwarmintelligenz und der speziellen Eigenmotivation ihrer selbständigen Flotten-Mitglieder nicht verlieren, heißen ihre wichtigsten Steuerwerkzeuge nicht Vertrag und Konventionalstrafe, sondern Kommunikationsfähigkeit, eigenes Vorleben und Überzeugungskraft.
Wunschkonzert versus Disruption
Masse macht träge. Das gilt für Individuen gleichermaßen wie für Organisationen. Systeme lieben das Beharren, Veränderung stößt auf Widerstand; im Kopf und erst recht in der Praxis. Wie sollte es auch anders sein: Gefühlt segelt man endlich in ruhigen Gewässern, die eigene Position ist gesichert, der Kurs scheint zu stimmen. Wären da nicht die Störenfriede im Mastkorb. „Kurswechsel“, rufen sie, „radikaler Kurswechsel!“
Da hilft es auch nicht, dass die im Mastkorb gar nicht „Kurswechsel“ und schon gar nicht „radikal“ rufen. Sie sprechen von der allerorten stattfindenden Digitalisierung, und davon, dass diese auch die Social Businesses wie capito betreffen werde. In dieser genuin technologie- und IT-kritischen Szene wird die sanfte Botschaft vom Wandel sofort als das de-codiert, was sie ist: als Disruption. capito geht es gut – und in einigen Jahren soll es uns so nicht mehr geben? Müssen wir denn auf jede Modeerscheinung reagieren, auf jeden neuen Zug aufspringen?
Müssen wir, tatsächlich! Jedenfalls, wenn’s um mehr als bloß Mode geht. Mehr noch, vorausschauende Führung heißt nicht nur auf den Zug aufspringen; im konkreten Fall, Digitalisierung mitmachen. Mutiges Vorangehen heißt, selbst Weichen stellen, neue Geleise legen und das Tempo im Markt vorgeben.
#digitalkannsozial
Gelingen kann eine solche Strategie nur, wenn es gelingt, tatsächlich das eigene Mindset, die szene-intern lang gepflegten Denkgewohnheiten zu verändern. Ja, Digitalisierung birgt Gefahren. Man kann aber andererseits auch die Chancen, die sie bietet in den Fokus stellen. #digitalkannsozial – so lautet die capito Antwort an die Fraktion der Bedenkenträgerinnen und -träger.
Künstliche Intelligenz in der Produktion der capito Lösungen, online Vertriebskanäle und digitales Marketing werden am Markt der Textvereinfachung kaum einen Stein auf dem anderen lassen. Bedenken, ja vielleicht auch Angst scheinen da durchaus verständlich.
Die Zuversicht, mit der capito die Herausforderung, Zukunft nicht zu erleiden, sondern zu gestalten, annimmt, nährt sich daraus, dass man das eingangs erwähnte Paradoxon auch umgekehrt lesen kann: capito wird es nicht nur geben, es wird uns gut gehen, weil capito anders weiter macht. Und capito kann das, gerade weil es ein Franchise System ist: Die, für eine langfristige Zukunftsperspektive nötigen Forschungs- und Entwicklungsaufgaben sind nicht länger einzelkämpferisch, sondern nur in Partnerschaften zu stemmen.
Der gemeinsam in 20 Jahren aufgebaute Schatz an Erfahrung und Wissen bildet nun den entscheidenden Vorteil beim Trainieren der Künstlichen Intelligenz für automatisierte Textvereinfachung. Die Kopf-Arbeit der vielen capito Expertinnen und Experten wird darauf aufbauend weiterhin die High-End-Qualität der capito Lösungen sicherstellen. Und anders als vielleicht sonst wo wird Digitalisierung hier nicht Jobs weg-rationalisieren, sondern neue schaffen. Warum das so ist? Weil durch Künstliche Intelligenz und Digitalisierung capito Lösungen in Zukunft weit effizienter und effektiver angeboten werden können als bisher. Das enorme Marktpotenzial wird dadurch um ein Vielfaches besser gehoben.
Die Herausforderungen für diesen Wandel liegen allerdings mitnichten nur im technischen Bereich der Software-Entwicklung. Sie liegen nicht nur bei den Tücken vertraglicher Anpassungen an die veränderte Umwelt. Sie liegen zuallererst im nötigen Wandel des gemeinsamen Mindset.
Sinn macht stark
Der Entwurf einer glaubhaften Zukunfts-Vision und deren überzeugende Kommunikation werden dabei zu einer zentralen Aufgabe der Menschen an der Spitze. Dass im Zielsystem von Social Businesses wie capito nicht nur monetäre Werte, nicht nur die Skalierung des eigenen Unternehmens stehen, scheint die Aufgabe zunächst noch komplexer, noch schwieriger zu machen. Als wären die programmiertechnischen Problemstellungen und ihre Auswirkungen auf Produktion, Vertrieb und Kooperationsformen noch nicht fordernd genug, packt die Führung gesellschaftliche Ziele auch noch obendrauf?
Die Ratio dahinter erschließt sich, wenn man Unternehmen nicht bloß als Organisations-Matrix und Produktions- bzw. Vertriebs-Maschinerie sieht, sondern sie vielmehr als Organismen begreift. Gerade in Zeiten, in denen immer mehr Menschen mit ihrer Arbeit mehr bewirken möchten, als bloß ihren Lebensunterhalt finanziell abzusichern, stellen Ziele, die über die eigene Organisation hinausgehen – wer möchte, kann sie Vision nennen – die entscheidenden Energie- und Motivationsquellen dar. Der Wandel in der Form, die Veränderung von Prozessen – sie gehören zum unternehmerischen Alltag. Die Vision – „Stell‘ Dir eine Welt vor, in der alle Menschen alles verstehen können“ – sie ist der Kompass, der uns hilft, dabei die Richtung nicht zu verlieren.
Dieser Beitrag erschien kürzlich in leicht anderer Form in der 4. Auflage von Waltraud Martius‘ Buch „Fairplay Franchising“ als Praxisbeispiel von Walburga Fröhlich und Klaus Candussi.
Klaus Candussi
Zusammen mit Walburga Fröhlich gründete Klaus Candussi vor über 20 Jahren atempo. Heute widmet er sich als Manager dem Geschäftsfeld der Internationalisierung und treibt so die Vision einer Welt, in der alle Menschen gleichberechtigt leben, lernen und arbeiten können, voran.
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